Viel vor haben wir in diesem Jahr auf dem Bajuwarenhof. Nach den schon traditionellen
Veranstaltungen des Fördervereins mit der Ostereiersuche und dem Eröffnungsfest am Sonntag, 28. April starten wir am Donnerstag, 23. Mai mit einer neuen Programmreihe in Zusammenarbeit
mit dem AschheiMuseum. Das ganze Jahr über wollen wir uns in Vorträgen und Vorführungen im kulturellen Gebäude Aschheim und auf dem Bajuwarenhof mit dem Thema „Essen und Trinken in der europäischen Vor- und Frühgeschichte“ beschäftigen. Die Nahrungsaufnahme und –beschaffung ist ein zentrales Bedürfnis des Menschen und vor der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert eine Aufgabe, mit der die Mehrheit der Menschen einen Großteil ihrer Zeit verbrachten. Im Zeitalter der Supermärkte und Kühlschränke ist der hohe Aufwand, der zur Ernährung einer Familie vonnöten war, kaum noch vorstellbar.
Aber Essen und Trinken ist noch viel mehr als die Erfüllung einer Notwendigkeit. Gemeinsames Speisen stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, es schafft Identität und ist oft Teil sozialer und religiöser Zeremonien.
Wie aber können wir uns diesem auf den ersten Blick vielleicht alltäglichen, aber doch sehr komplexen Thema für die europäische Vor- und Frühgeschichte nähern?
Welche Möglichkeiten hat die Archäologie, einen Beitrag zur Geschichte des Essens und Trinkens zu leisten? Diesen Fragen möchten wir uns von unterschiedlichen Seiten in Vorträgen und Experimenten zuwenden.
Den Einstieg suchen wir mit einem bayrischen Grundnahrungsmittel – dem Bier. Das Bierbrauen lässt sich über verschiedene Indizien archäologisch über viele Jahrtausende zurückverfolgen. Die Rezepte unterscheiden
sich dabei deutlich von dem, was wir heute gemäß des Reinheitsgebotes unter Bier verstehen.
Bis zu dessen Durchsetzung wurde dem Bier überall in Europa unterschiedliche Getreidesorten, Kräuter und Obst beigesetzt, die zu ganz unterschiedlichen Geschmacksvarianten des Getränkes führten. Der erste
Vortrag von Professor Wolfgang Czysz, am 23. Mai um 19 Uhr im kulturellen Gebäude Aschheim wird sich neuen archäologischen Befunden im Münchner Osten widmen, die einen Blick auf das römische Bierbrauen hier
vor Ort ermöglichen.
Am darauffolgenden Wochenende, am Sonntag, 26. Mai, werden wir das Thema auf
dem Bajuwarenhof ganz handfest angehen. Wir setzen ein Bier nach alten Rezepten an und zeigen nachgewiesene Zutaten, die im Laufe der Jahrtausende ihren Weg ins Bier gefunden haben. Und wer mag, kann
moderne Biere nach alten Rezepten aus kleinen Brauereien aus ganz Deutschland in kleinen Portionen probieren. Natürlich nicht alle nach dem bayerischen Reinheitsgebot! Im Juni wenden wir uns den Speisen zu und dann zunächst der pflanzlichen Komponente. Dazu berichtet uns Claudia Sarkady am Donnerstag, 27. Juni wiederum in Aschheim zunächst über die Möglichkeiten der sogenannten Paläobotanik. Dabei werden im Boden erhaltene Reste von Pflanzen und deren Pollen untersucht, um im Anschluss unter anderem Rückschlüsse auf landwirtschaftlich angebaute und gesammelte Pflanzen zu erhalten. Entsprechend widmen wir uns am Sonntag, 30. Juni den Gärten des Bajuwarenhofs und laden alle Besucher ein, sich selbst als Paläobotaniker zu versuchen. Wir werden eine Forschungsstation
mit Präparaten von Großresten und Pollen einrichten, die unter dem Mikroskop betrachtet und bestimmt werden können.
Nach Getreide, Gemüse, Obst und Kräutern stehen die tierischen Produkte einen Monat später im Fokus. Zunächst berichtet uns Simon Trixl am Donnerstag, 25. Juli über die Haltung von Nutztieren und wie sich dies in archäologischen Funden und Befunden niederschlägt. Am Wochenende des 27./28. Juli haben wir dazu passend
einige Schafe, Ziegen, Gänse, Enten und Hühner vom Arche-Hof „Unsere kleine Farm“ in Gröbenzell zu Gast. Darüber hinaus werden wir zeigen, was man im frühen Mittelalter noch aus tierischen Produkten fertigte, etwa aus Wolle, Leder oder Knochen.
Den Abschluss unserer Reihe bildet ein Vortrag über Tischsitten und soziale und religiöse Komponenten des Essens und Trinkens bei Kelten, Römern und Bajuwaren am Donnerstag, 29. August von Anja Pütz
und Jennifer M. Bagley. Und auch hier wollen wir die Theorie mit der Praxis verbinden und laden am Sonntag, 8. September zum Sommerfest des Fördervereins ein.