Spitzing war spitze
Mariä Himmelfahrt: ein Feiertag in den Sommerferien, die Sonne scheint. Ein Doppeldecker- Reisebus rollt pünktlich vor der Unterkunft an der Räterstrasse an. 75 Flüchtlinge und Asylbewerber aus acht Nationen, darunter 30 Kinder und einige schwangere Frauen, sowie etwa zehn Helfer warten schon gespannt. Die Unterkunft wird an diesem Tage nahezu verwaist sein.
Bei strahlendem Sonnenschein geht es auf der A99 gen Süden. Hans Binder, unser Organisator, erklärt über das Busmikrofon die Reiseroute und weitere Details zum Ausflug. Dann lässt er fetzige, bayerische Volksmusik auflegen. Das wiederum inspiriert einige Ausflügler auf dem Oberdeck zu Gesang und Tanz nach arabisch-afrikanischen Klängen.
Die Reisenden bestaunen die vorbeiziehende Landschaft, blitzsaubere Dörfer, blumengeschmückte Bauernhöfe, saftige Wiesen und grasende Kühe, dann plötzlich das funkelnde Wasser des Schliersees auf dem Weg zum Spitzing.
Ankunft am Spitzingsee, die Bustüren öffnen sich. Eine bunte Schar aufgeregter Menschen steigt aus. Spaziergänger bleiben staunend stehen, vielleicht wegen der Fremden, vielleicht auch wegen ihrer zahlreichen Taschen und Tüten. Schnell werden Picknickkörbe, Tisch und Stühle, Spielzeug und Windelpakete auf Kinderwagen und Schultern gepackt und dann wird „gewandert“. Die Sportlichen steigen hoch bis zur oberen Firstalm. Eine Gruppe findet schon nach einigen Metern ihren Picknickplatz im Schatten der Bäume am Ufer des Spitzingsees, andere spazieren mit Kinderwägen und einigen älteren Kindern noch bis zum Spielplatz weiter.
Das Picknick ist in seiner Vielfalt und Reichhaltigkeit eine Augenweide und schmeckt allen super! Helfer bekommen natürlich überall Kostproben. Je nach Lage am Ufer trauen sich einige Kinder sogar ins Wasser; 16 Grad Wassertemperatur steht an einer Infotafel. Eine eigens mitgebrachte Shisha muss wegen der Waldbrandgefahr leider eingepackt bleiben.
Bis zur Abfahrt des Busses ist noch Zeit. Dies nutzen einige zu einer Fahrt auf eigene Kosten mit dem Sessellift hinauf zum Stümpfling und wieder hinunter. Ein unvergessliches Erlebnis, da viele zuvor einen solchen Lift noch nie gesehen hatten. Müde, aber überglücklich, tritt die Reisegruppe die Heimfahrt durch das romantische Leitzachtal nach Heimstetten an.
Kinder und Erwachsene bedanken sich über das Busmikrofon in persönlicher Art bei Hans Binder, bei Werner Unger Ullman, Bergsportwart des Kirchheimer Sportclubs, und dem Helferkreis. Ein Tag, der Abwechslung ins Leben der Asylbewerber und Flüchtlinge brachte, aber auch etwas Kultur und Lebensweise vermittelte. Charakteristisch für den Erfolg dieses Ausfluges ist das Statement einer Teilnehmerin:
Wir hatten einen wunderschönen Ausflug. Alle waren glücklich. Zusammen mit unseren Freunden war der Ausflug noch schöner. Besonders gefallen hat uns die wundervolle Landschaft mit den Bergen und Seen, das viele Grün, die grün leuchtenden Wiesen. In unserer Heimat haben wir auch Berge, aber die sind grau.
Atemberaubend war für uns die Aussicht von oben vom Sessellift auf die unter uns liegende Bilderbuchlandschaft mit den grünen Bergen und dem See tief unter uns. Die gute, klare Luft dort oben ließ uns kräftig durchatmen und wir hatten ein Gefühl von Freiheit. Deutschland ist ein schönes Land. Wir danken dem Helferkreis ganz herzlich für die Organisation dieses Ausfluges.
Die am meisten gestellte Frage beim Aussteigen lautete: Wann machen wir wieder so einen schönen Ausflug? Spitzing war spitze, so könnte man das Resümee des Ausfluges ziehen.
(Angelika Brunner, Jürgen Gnuschke, Günter Reichart)