Tradition und Kunst arbeiten in Kirchheim Hand in Hand
Der Maibaum ist ein Zeichen für Beständigkeit, für unsere Werte, für unsere Kulturgüter. Dieses Symbol unserer Heimat soll ab Mai 2022 wieder den Pfarrer-Caspar-Mayr-Platz zieren. Alle fünf Jahre wird im Kirchheimer Ortskern ein neuer Maibaum aufgestellt – zuletzt 2017. Doch bei einem gewaltigen Sturm im Januar 2020 wurde das Kirchheimer Wahrzeichen stark beschädigt. Die Standsicherheit war nicht mehr gewährt, so dass zunächst der obere Teil entfernt wurde. Jetzt musste noch der untere Abschnitt weichen, übrig blieb lediglich die blaue Maibaum-Verankerung. Bis die Befestigung dem 2022-Baum Halt gibt, wird die Stahlummantelung nicht leer dastehen. Die Konstruktion wird einem Kunstprojekt, das aus dem alten „Traditionsstangerl“ entsteht, eine Stütze sein. Möglich macht es ein Miteinander der örtlichen Vereine.
In Kirchheim stellt traditionell der Burschenverein den Maibaum auf dem Pfarrer-Caspar-Mayr-Platz auf. Als der 2017-Baum wegen Sturmschäden 2020 entfernt werden musste, war für die Burschenverein klar: Verheizt wird der Holzstamm nicht. Ihr Plan war zunächst, den Maibaumstumpf zu zersägen und die Scheiben beim diesjährigen Dorffest für einen guten Zweck zu verkaufen. Doch wegen Corona konnte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden.
Den Kirchheimer Burschen mangelt es jedoch weder an Kreativität noch am Willen Gutes zu tun. Anstatt die Baumscheiben zu veräußern, könnte aus dem Maibaumstumpf etwas Künstlerisches geschaffen werden so der Gedanke. Das Kulturgut wird upgecyclt – aus dem alten Stamm wird Kunst im öffentlichen Raum. Mit der Idee wandte sich der Burschenverein an Roman Hummitzsch, Gründer des neuen gemeinnützigen Vereins Kunstraum Kirchheim. Der zeigte sich begeistert. Für ihn handele es sich dabei um eine Herausforderung, die ihn als Künstler und Bildhauer reize. Mehr noch: Es sei auch ein Freundschaftsdienst zwischen den Vereinen in der Gemeinde. Hummitzsch: „Mein Versprechen als Künstler in der Gemeinde mehr Kunst im öffentlichen Raum zu gestalten wird somit erfüllt.“
Beim Upcycling werden verbrauchte Dinge wiederverwendet. Aus altem Material entwickelt sich etwas völlig Neues, es entsteht Kunst. Dieser Gestaltungsinspiration, vorhandene Dinge länger und anders zu nutzen, dem fast Weggeworfenem eine neue Würde zu verleihen, hat sich Hummitzsch schon länger verschrieben. Zum Gründungsfest des KunstRaums Kirchheim schufen nach seiner Anleitung viele junge Gäste aus mehr als 1000 Flaschendeckeln ein Bild. Zu bestaunen ist das Werk in der Galerie im KunstRaum Kirchheim. „Wenn man kreativ, mit so genanntem Abfall, neues Brauchbares schaffen kann, dann begreifen wir, dass Müll ein Rohstoff ist und Entsorgung kein Problem für die Zukunft werden muss“, so der Künstler.
Im KunstRaum Kirchheim können Jung und Alt verschiedene Kurse belegen, von Acrylmalerei über die kreative Schreibwerkstatt, Kinderkurse, Tortenverzierkunst, Brotbackkunst, Schweißkurse, Braukunst live, bis hin zu Zeichenkurse. Das Programm findet sich unter: www.kunstraum-kirchheim.de. Der Grundgedanke sei, Kunst selber zu machen, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen und sich dabei in Gesellschaft auszutauschen.
Das gesellschaftliche Miteinander im Ort zu fördern ist auch das Ziel des Burschenvereins. Aus dem alten Kirchheimer Maibaum ein Kunstwerk zu gestalten, ist daher eine spannende Sache für beide Vereine. Die Segmente des einstigen Stammes werden aktuell vom Künstler mit Kettensäge und Stemmeisen neu geformt. Die entstehenden Skulpturen, so plant es wiederum der Burschenverein, sollen ab Winter auf dem Pfarrer-Caspar-Mayr-Platz in der Maibaumhalterung verankert werden und beim Maibaumfest 2022 für einen guten Zweck versteigert werden. Einen Teil des Erlöses will der Burschenverein dem KunstRaum Kirchheim spenden, der andere Teil fließt sozialen Zwecken in der Gemeinde zu. Für Mario Neumeyer steht fest: „Kunst braucht Unterstützung, wir Vereine helfen uns gegenseitig, so funktioniert unsere Mitmachgemeinde.“ Und so will es auch die Maibaum-Tradition, die mit ihren Werten für Kultur, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit steht.
Bildunterschrift:
Maibaum-Upcycling: Aus dem alten 2017-Stamm macht der Kirchheimer Künstler Roman Hummitzsch eine Skulptur für den öffentlichen Raum. Das Werk soll auf dem Pfarrer-Caspar-Mayr-Platz stehen, bis ein neuer Baum im Mai 2022 feierlich aufgestellt wird. Die Kunstaktion ist geprägt von einem Miteinander der Vereine in unserer Gemeinde.